Polyphenole – Farbstoffe mit großem Potenzial
Polyphenole sind im Pflanzenreich als Antioxidantien, Bitterstoffe und farbgebende Komponenten weit verbreitet. Innerhalb der sog. sekundären Pflanzenstoffe stellen sie sogar die größte Gruppe dar. Die Pflanzen locken damit Insekten zur Bestäubung an, wehren Fraßfeinde ab oder schützen sich gegen eine zu hohe Strahlung.
Durch ihre antibiotische Wirkung schützen Polyphenole außerdem vor Befall mit schädlichen Mikroorganismen, und zwar nicht nur Pflanzen, sondern auch den Menschen. Aber diese farbigen „Kraftprotze“ können noch viel mehr: Sie beeinflussen nicht nur Begleiterscheinungen von Entzündungen wie Schwellung und Schmerzen günstig, durch ihre positive Wirkung auf die Blutgefäße schützen sie effektiv vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und auch für eine „Anti-Krebs-Wirkung“ gibt es vielversprechende Hinweise, vor allem bei Brust-, Dickdarm-, Lungen- und Hautkrebs.
Die gesundheitsfördernden Polyphenole können wir sehen oder schmecken, denn sie prägen Farbe, Geruch und Geschmack von Obst, Gemüse und Gewürzen. Hauptvertreter sind Phenolsäuren und Flavonoide, von denen wir täglich ca. 200-300 mg bzw. 50 bis 100 mg aufnehmen. Die Phenolsäuren (Name!), auch Gerbsäuren genannt, verleihen vielen Lebensmitteln den herben Geschmack, z. B. dem Grünen Tee oder dem Saft des Granatapfels. Zu den Flavonoiden gehören v. a. wasserlösliche Pflanzenpigmente, denen Kirschen, Weintrauben, Brombeeren, Mispeln und Aprikosen ihre leuchtenden Farben verdanken.
Polyphenole kommen überwiegend in den Randschichten von Gemüse, Obst und Vollkorngetreide vor. Essen Sie daher die Schale von Obst und Gemüse möglichst mit und kaufen Sie lieber Freiland-Produkte, sie enthalten meist höhere Mengen an Polyphenolen als die aus Gewächshäusern. Besonders reich sind Brokkoli, Endivie Grünkohl, Zwiebeln und Tomaten. Beim Kochen brauchen Sie übrigens keine Rücksicht auf die Polyphenole zu nehmen, sie bleiben beim Erhitzen weitgehend stabil, manche entfalten dadurch sogar erst ihre volle Wirkung. Auch Grüner oder Schwarzer Tee, Walnüsse, Weinblätter, frisches Beerenobst und Äpfel enthalten viel davon.
Grundsätzlich sind Polyphenole auch in jeder Schokolade (außer weißen Sorten), wobei Kakaosorte und Anbaumethode starken Einfluss auf den jeweiligen Gehalt haben. Auch rote Weintrauben (vor allem die dunklen Burgunder-Trauben) synthetisieren Polyphenole im Überfluss, was die Wissenschaft immer wieder zu der spannenden Frage führt, ob ein Gläschen Rotwein am Abend nicht doch der Gesundheit dient.
P.S.: Bislang kaum bekannt war, dass die Blätter der Zistrose (lat. Cystus incanus) , eines „Jungbrunnenstrauches“ aus Griechenland, reich an Polyphenolen und damit stark antioxidativ wirksam sind. Untersuchungen zeigten, dass das Cystus-Teekraut dreifach stärker antioxidativ wirkt als grüner Tee und um ein Vielfaches mehr als Rotwein oder Vitamin C. Übrigens war das polyphenolhaltige Harz des Cystusstrauches schon im 4. Jahrhundert v. Chr. beliebt. Die Menschen rund ums Mittelmeer schätzten den aromatischen Polyphenol-Geruch lange vor unserer Zeit in Aufgüssen, Salben und bei Räucherzeremonien als „wohltuend und gesundheitsfördernd“. Ein gutes Beispiel dafür, dass heutige chemische Analysen althergebrachte Erfahrungen häufig nicht widerlegen, sondern untermauern!